Bewegungsmangel mit verheerenden Folgen

Jul
20
00:00

Genf – Millionen Menschen weltweit bewegen sich nicht genug und das hat verheerende Folgen: Im Zehnjahreszeitraum 2020 bis 2030 dürften fast 500 Millionen Menschen weltweit mangels Bewegung unter an­derem Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Diabetes, Depressionen und Demenz entwickeln, wie die Weltgesund­heitsorganisation (WHO) heute berichtete. Deutschland hat demnach großen Nachholbedarf.

Die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten körperliche Aktivitäten in der Woche für Erwachsene, um Krank­h­­eiten vorzubeugen. 27,5 Prozent der Weltbevölkerung erreichen dies nicht. In Ländern mit hohem Einkom­men sei das Problem mit einem Anteil von etwa 36,8 Prozent doppelt so groß wie in Ländern mit niedrigen Einkommen (16,2 Prozent).

Deutschland schneidet noch schlechter ab als der Durchschnitt der reichen Länder: 44 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer über 18 Jahren müssten sich mehr bewegen. In Finnland, das die WHO als leuch­tendes Beispiel herausstellt, sind nur 16 Prozent der Frauen und 17 Prozent der Männer nicht aktiv genug.

Dramatisch ist es in Deutschland bei den 11- bis 17-Jährigen: 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent der Jungen bewegen sich zu wenig.

Um sich körperlich fit zu halten sei es nicht nötig, sportlichen Aktivitäten wie Jogging oder Fitnessstunden in Vereinen oder Clubs nachzugehen, betont die WHO. Auch Fahrradfahren und zügiges Gehen trage zur Fitness bei.

In manchen Ländern gebe es kulturelle Barrieren, die Frauen davon abhielten, sich draußen sportlich zu betätigen. Aber auch in den eigenen vier Wänden könne man sich fit halten, zum Beispiel durch Treppensteigen, Spiele mit Kindern oder Hausarbeit, und, wie die Coronapandemie gezeigt habe, auch über Fitnessangebote per Video.

Die Behandlung der 500 Millionen Menschen, die mangels Bewegung erkranken dürften, koste die Welt zusammen 27 Milliarden Dollar (27,5 Mrd Euro, berichtete Fiona Bull, Leiterin der WHO-Abteilung für körper­liche Bewegung, in Genf (Lancet 2022; DOI: 10.2139/ssrn.4248284). Mit dem Geld könnten stattdessen 100 Millionen Ärzte ausgebildet werden.

© dpa/aerzteblatt.de vom 19.10.2022