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Definition zu: Muskelfaserriss

Quelle: gesundheit.de

Ein Muskelfaserriss ist – ähnlich wie ein Bänderriss oder eine Zerrung – eine typische Sportverletzung. Während einer hohen Belastung reißt dabei nicht, wie der Name Muskelfaserriss vermuten lässt, nur eine einzelne Muskelfaser, sondern meist ein ganzes Muskelfaserbündel. Besonders häufig treten Muskelfaserrisse im Oberschenkel und in der Wade auf.

Erfahren Sie hier mehr über Ursachen, typische Symptome sowie Behandlungsmöglichkeiten eines Muskelfaserrisses.

Ursachen eines Muskelfaserrisses

Muskelfaserrisse und deren Vorstufe Muskelzerrungen treten vielfach in Sportarten wie Fußball, Handball, Tennis, Squash sowie im Kurzstreckensprint auf. All diese Sportarten zeichnen sich entweder durch plötzlich auftretende maximale Belastungen der Muskulatur (Sprints) oder einen schnellen Wechsel von Abbremsen und Beschleunigen aus.

Als Folge einer solchen extremen Belastung kann eine Muskelzerrung oder ein Muskelfaserriss entstehen: Zu einem Muskelfaserriss kommt es, wenn die in der Muskulatur wirkenden mechanischen Zugkräfte nicht mehr abgefangen werden können. Dies ist meist nach einer intensiven Belastung, die zu einer Erschöpfung der Muskulatur geführt hat, der Fall.

Durch die starke Beanspruchung kann der Muskelstoffwechsel aus der Balance geraten und die Kommunikation zwischen Nerven und Muskulatur negativ beeinflusst werden. Die Ursache für einen Muskelfaserriss liegt also zumeist in einer Überlastung der Muskulatur. Daneben steigt das Risiko für einen Muskelfaserriss auch durch eine zu kurze Aufwärmphase vor dem Training sowie durch eine kalte Witterung deutlich an.

Muskelfaserriss oder Muskelzerrung?

Können die in der Muskulatur wirkenden Kräfte nicht mehr abgefangen werden, kommt es zu einer Überdehnung der Muskelfasern. Die Folge einer solchen Dehnung ist zunächst einmal eine Muskelzerrung: Die anatomische Struktur des Muskels bleibt dabei unverletzt, es kommt also nicht zu einer Zerstörung von Muskelzellen.

Zerrungen machen sich in der Regel durch ein leichtes oder auch etwas stärkeres Ziehen im betroffenen Muskel bemerkbar. Hat man sich eine Zerrung zugezogen, sollte man die Bewegung sofort beenden und den Muskel schonen. Zusätzlich empfiehlt es sich, die betroffene Stelle zu kühlen.

Wird der Muskel noch stärker belastet, kann es zu einem Muskelfaserriss kommen. Dabei reißt meist gleich ein ganzes Muskelfaserbündel und wir verspüren einen stechenden Schmerz in der Muskulatur. Im Gegensatz zu einer Zerrung ist ein Muskelfaserriss immer mit einer Strukturveränderung in der Muskulatur verbunden: Es kommt zu einer Zerstörung von Muskelzellen und einer Einblutung ins Gewebe.

Bei einer maximalen Beanspruchung des Muskels kann es auch vorkommen, dass nicht nur einzelne Muskelfasern, sondern der gesamte Muskel reißt. In einem solchen Fall spricht man von einem Muskelriss. Dabei kommt es zu starken Einblutungen ins Gewebe sowie einem möglichen Totalausfall der Muskelkontraktion. Die beiden Muskelteile ziehen sich jeweils in Richtung ihrer Ansatzsehne zurück.

Muskelzerrung, Muskelfaserriss und Muskelriss unterscheiden sich also lediglich durch den in der Muskulatur entstandenen Schaden.

Typische Symptome für einen Muskelfaserriss

Muskelfaserrisse treten besonders häufig in der Wade und im Oberschenkel auf. Dies hängt damit zusammen, dass bei vielen Sportarten die Belastung in diesen Bereichen besonders hoch ist. Typisches Symptom eines Muskelfaserrisses ist ein plötzlich auftretender Schmerz, der zunächst auch in Ruhe nicht nachlässt.

Zudem ist die Funktionstätigkeit des betroffenen Muskels eingeschränkt: Der Muskel verliert an Kraft und Bewegungen schmerzen. Häufig führt bereits das alleinige Anspannen der Muskulatur ohne eine Längenveränderung zu Beschwerden.

Um Schmerzen zu vermeiden, nehmen die Betroffenen eine Schonhaltung ein, in der die betroffene Muskulatur entlastet wird. Teilweise ist bei einem Muskelfaserriss an der betroffenen Stelle eine Delle in der Muskulatur tastbar – in einigen Fällen ist diese Delle sogar sichtbar. Diese Symptome können allerdings auch auf einen Muskelriss hindeuten.

Bei einem Muskelfaserriss kommt es außerdem zu Einblutungen ins Gewebe, wodurch in der Folge ein blauer Fleck an der verletzten Stelle entsteht. Dieser ist – je nachdem wie tief die verletzte Gewebsschicht liegt – allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt oder aber auch gar nicht zu erkennen. Lediglich bei größeren Verletzungen wie einem Muskelriss, bei dem die Einblutung stärker ist, wird der Bluterguss schneller sichtbar.

Muskelfaserriss behandeln

Egal ob Muskelzerrung oder Muskelfaserriss: Wird eine Verletzung der Muskulatur vermutet, sollte die Bewegung sofort gestoppt und die Verletzung nach der sogenannten PECH-Regel behandelt werden:

• Pause: Ob Muskelfaserriss in der Wade, im Oberschenkel oder im Arm: Das betroffene Körperteil sollte in den folgenden Tagen und Wochen so weit wie möglich geschont werden.

• Eis: Kühlen hilft, die Schmerzen zu lindern und hemmt die Einblutung ins Gewebe. Das Kühlpack sollte jedoch nie direkt auf die Haut aufgelegt werden.

• Compression: Legen Sie einen elastischen Druckverband an. Dadurch kann ein zu starkes Anschwellen der verletzten Stelle vermieden werden. Idealerweise tragen Sie vor dem Anbringen des Verbandes eine kühlende Salbe auf die verletzte Stelle auf.

• Hochlagern: Legen Sie das betroffene Körperteil nach der Verletzung so oft wie möglich hoch, dadurch lässt sich der Blutfluss in das beschädigte Gewebe verringern.

Endgültige Gewissheit, ob eine Muskelzerrung, ein Muskelfaserriss oder ein Muskelriss vorliegt, kann nur ein Besuch beim Arzt geben. Dieser kann – falls nötig – auch eine physiotherapeutische Behandlung oder Massagen verschreiben.

Bei stärkeren Schmerzen sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, damit die Schwere der Verletzung genauer untersucht werden kann. Mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung kann der Arzt feststellen, was für eine Art von Verletzung vorliegt und wie groß der Schaden in der Muskulatur tatsächlich ist. Sind mehr als 75 Prozent des Muskels gerissen, muss der Muskelfaserriss unter Umständen operativ behandelt werden.

In den ersten 48 Stunden nach dem Muskelfaserriss sollte die betroffene Stelle möglichst viel gekühlt werden. Keinesfalls sollte man während dieser Zeit wärmende oder durchblutungsfördernde Salben verwenden, da sie die Einblutung ins Gewebe fördern können.

Zu einem späteren Zeitpunkt dürfen solche Salben allerdings durchaus eingesetzt werden, um die Abheilung des Blutergusses zu fördern. Ebenfalls abzuraten ist von einer Dehnung der betroffenen Muskulatur direkt nach dem Muskelfaserriss, da sich durch das Dehnen die Verletzung noch verschlimmern kann.

Muskelfaserriss: Komplikationen

Bei einem Muskelfaserriss kommt es zu einer Einblutung ins Gewebe mit anschließender Blutergussbildung. Bei sehr starken Einblutungen kann es passieren, dass sich der Verletzungsbereich nicht vollkommen zurückbildet. Wächst Bindegewebe in den Bluterguss ein, bildet sich Narbengewebe, das deutlich weniger elastisch ist als das Muskelgewebe.

Dadurch sinken die Kontraktionsfähigkeit und die Kraftausübung der Muskulatur. Zudem wird sie anfälliger für erneute Verletzungen.
Hat ein Patient auch nach dem Ausheilen der Verletzung noch Beschwerden, sind diese meist auf das Narbengewebe zurückzuführen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, das Narbengewebe operativ zu entfernen.

Eine weitere Komplikation nach einem Muskelfaserriss besteht darin, dass sich um einen nicht vollständig verheilten Bluterguss eine Zyste bildet. Bei einer Zyste handelt es sich um eine Kapsel, die das nicht abgebaute Blut des Blutergusses enthält. Stört die Zyste, muss sie durch eine Operation herausgeschnitten werden.

Wird nach einem Muskelfaserriss zu früh wieder trainiert oder die verletzte Stelle zu früh massiert, kann es zu einer chronischen Entzündung in der Muskulatur kommen. In der Folge können Kalkablagerungen auftreten, die mit der Zeit verknöchern können (Myositis ossificans). Durch die Verknöcherung entstehen ähnlich wie bei der Bildung von Narbengewebes in der Muskulatur Bereiche, die weniger dehn- und kontraktionsfähig sind als der Rest der Muskulatur.

Muskelfaserriss: So lange dauert die Heilung

Wie lange es dauert, bis ein Muskelfaserriss abgeheilt ist, hängt immer vom individuellen Fall ab. In der Regel beträgt die Dauer des Heilungsprozesses zwischen vier und sechs Wochen. Wird der Muskelfaserriss direkt nach dem Auftreten der Verletzung nach der PECH-Regel behandelt, beeinflusst dies die Dauer des Heilungsverlaufs meist positiv.

Nach einer Schonphase von mindestens fünf Tagen ist während des Heilungsprozesses alles erlaubt, was keine Schmerzen bereitet. So ist in der Regel nach einigen Tagen bereits wieder eine leichte Belastung der betroffenen Muskulatur möglich.

Haben Sie beim Belasten der Muskulatur im Alltag keine Beschwerden mehr, können Sie es auch mit moderatem Fahrradfahren, einem flotten Spaziergang oder einem lockeren Dauerlauf versuchen.

Sollten Sie bei einer Belastung Schmerzen verspüren, brechen Sie diese sofort ab, um eine weitere Schädigung der Muskulatur zu verhindern. Auf keinen Fall sollten Sie wieder voll ins Training einsteigen, bevor der Muskelfaserriss komplett verheilt ist. Verzichten Sie bis dahin unbedingt auf schnellkräftige, ruckartige Bewegungen in der verletzten Muskulatur.

Einem Muskelfaserriss vorbeugen

Aktiv vermeiden können Sie einen Muskelfaserriss oder eine Muskelzerrung nicht, doch mit ein paar einfachen Tipps und Tricks können Sie das Risiko für eine solche Sportverletzung deutlich senken:

• Wärmen Sie sich sorgfältig auf: Durch das Aufwärmproramm vor dem Training steigen die Durchblutung und die Temperatur der Muskulatur. Dadurch kann die Muskulatur besser arbeiten und Verletzungen treten seltener auf.

• Setzen Sie maximale Belastungen möglichst zu Beginn des Trainings. Die meisten Muskelfaserrisse treten nämlich erst 30 bis 60 Minuten nach Beginn der Belastung auf, wenn die Muskulatur bereits ermüdet ist.

• Dehnen Sie Ihre Muskulatur sorgfältig, denn ein gut gedehnter Muskel ist weniger anfällig für Verletzungen.

• Vermeiden Sie Dysbalancen: Ist Ihre Muskulatur beispielsweise an der Oberschenkelvorderseite deutlich stärker ausgeprägt als an der Oberschenkelrückseite, kann eine solche Dysbalance Verletzungen begünstigen.