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Definition zu: Zuviel des Guten – Übertraining bei Freizeitsportlern

Selbst für Freizeitsportler gilt: Es kann auch zu viel des Guten sein, was Laien gar nicht so leicht erkennen. Die Sport-Dosis muss freilich einigermaßen hoch sein.

Es gibt also für Couch-Potatoes keinen Grund, sich ins Fäustchen zu lachen.

Es fängt damit an, dass plötzlich beim Training nichts mehr weitergeht. „Heute ist einfach nicht mein Tag“, werden die Bedenken weggewischt, wenn es das erste Mal auffällt. Eine Woche später müssen die eifrigen Hobbysportler feststellen: Sie stagnieren einfach. Doch die innere Stimme sagt ihnen: „Jetzt nur nicht unterkriegen lassen, sondern weiterkämpfen!“

Zu viel Ehrgeiz kann schaden
Während sie noch fest die Zähne zusammenbeißen, lauert das Übertrainingssyndrom schon um die Ecke. Denn, was die Fachleute OTS (Over Training Syndrom) nennen, ist beileibe nicht nur ein Fall für Berufssportler.

„Unter Umständen trifft Übertraining ehrgeizige Hobbyathleten sogar eher“, sagt Sportmediziner Kurt Moosburger „weil sie zu viel wollen, und dabei zu wenig auf die Signale des Körpers achten.“ Zumal Freizeitsportler ja nicht auf Trainer zählen können, die wissen, wie man an Muskeln und Kondition zulegt.

Erste Anzeichen und Beschwerden
Beim Übertraining handelt es sich um einen ganzen Komplex von Symptomen mit Folgen für den gesamten Körper, speziell das Herz-Kreislauf-System, die Muskulatur, aber auch auf das vegetative Nerven- und Hormonsystem.

Im Zentrum steht jedoch das Nachlassen der Leistungsfähigkeit ohne vermeintlichen Grund. Sonstige Anzeichen von Übertraining werden oft nicht wahrgenommen bzw. sind eher unspezifischer Natur. So ist der Puls nach dem Aufstehen erhöht und er normalisiert sich auch nach dem Sport nur langsam.

Mit dem Blutdruck kann es sich ähnlich verhalten. Es sind Symptome, bei denen Ärzte auch an eine Schilddrüsenüberfunktion denken. Darüber hinaus können Muskeln und Gelenke schmerzen, die Infektanfälligkeit steigt eventuell, Schlafprobleme, Depressivität, Antriebslosigkeit, Appetit- und Libidomangel sind ebenfalls häufig, was wiederum an ein Burn-out denken lässt. Achtet man nicht auf seinen Körper und trainiert mehrere Wochen weiter, verstärken sich die Beschwerden.

Bei Ausdauersportlern tauchen zusätzlich gar neue Spezifika auf. So ist plötzlich der Ruhepuls zu niedrig. Die Alarmglocken sollten spätestens dann läuten, wenn bei Frauen die Regel nicht mehr kommt.

Vorsicht vor Übertraining
Sport ist bei vielen Athleten vor allem als Ausgleich zum beruflich stressigen Alltag gedacht und grundsätzlich als Mittel zum Stressabbau sehr geeignet. Doch hierbei für den eigenen Körper das richtige Maß zu finden, fällt gar nicht so leicht. Denn wer bereits im Beruf unter Anspannung steht, läuft durch zu exzessives Training Gefahr seinen Körper zu überfordern.

Wie viel zu viel ist, hängt davon ab, wie anstrengend das Leben sonst verläuft. Bei Mehrfachbelastungen oder einem extrem fordernden Job ist eine Überdosis natürlich schneller erreicht. Ab acht bis zehn Stunden wöchentlich neben einem Fulltime-Job wird es brenzlich.

So kann es passieren, dass jemand versucht, einem Burn-out durch viel Sport vorzubeugen und erst recht Symptome des Ausgebranntseins bekommt – allerdings von der Bewegung. Denn Fakt ist: Selbst beim größten Bewegungsdrang braucht der Körper Pausen, um zu regenerieren. Und Muskeln benötigen Phasen der Ruhe, um wachsen zu können.

Körperliche Auswirkungen
Eine eigene Art der Magersucht geht ebenfalls mit Übertraining einher. Experten nennen sie „Anorexia Nervosa“. Die Betroffenen sind fast jeden Abend im Fitnesscenter anzutreffen und sehen mit der Zeit immer ausgezehrter aus. „Kritisch wird es bei einem Body-Mass-Index von 17,5 bei den Frauen und von 19,5 und darunter bei den Männern“, erzählt der Sportwissenschaftler Karl Sudi, der sich bereits seit 15 Jahren mit dem Phänomen beschäftigt.

Trügerische Selbstwahrnehmung
Die Crux: Anders als beim klassischen OTS beobachten etwa Läufer, Radler und Turner sehr schnell eine Leistungssteigerung. „Schon zwei Kilo weniger fallen einem Jogger beim Bergauflaufen auf“, sagt Sudi. Die Patienten bemerken, dass die Kilos zügig purzeln, gleichzeitig ihre Performance rapide steigt, was sie anspornt, noch mehr zu trainieren und noch mehr abzunehmen. Das führt zu einer gefährlichen Eigendynamik.

Langfristig steht einiges auf dem Spiel. Das Herz und die Nieren leiden zunehmend. Es kommt aber auch zu kaum reversiblen Schäden im Gehirn. Ist die Krankheit schon weit fortgeschritten, verändert sich auch das Sättigungsgefühl drastisch. Dann reicht schon ein Apfel aus, um sich satt zu fühlen.
Quelle: wecarelife.at